Phyto_Lotis (3031) (2020)
Lea Torcelli in Interaktion mit Inga Kummernuß. Multimediale Installation.
Teil der Gruppenausstellung SONGS FROM THE END OF THE WORLD
im Rahmen der Regionale 21.
»Phyto_Lotis (3031)« entwirft eine Heterotopie zwischen Zukunft und Gegenwart, Narrativ und Geschichte. Heterotopien »sind gleichsam Orte, die außerhalb aller Orte liegen, obwohl sie sich durchaus lokalisieren lassen.« (Foucault) In diesem Sinne thematisiert die Arbeit zum einen die Realität des digitalen, kollektiven Raumes, in welchem wir uns (gezwungenermaßen oder freiwillig) täglich bewegen. Zum anderen soll im Sinne von Donna Haraway dazu ermutigt werden, sich eigenartig verwandt zu machen (»Making Oddkin«) und durch Zukunftsnarrative neue Räume in der Gegenwart zu öffnen.
Wir schreiben das Jahr 3031. Nach einer weltweiten Katastrophe, ausgelöst durch den Einschlag des Asteroiden (429) Lotis im Jahr 2991, beginnen sich die verbleibenden Lebewesen in ihren Formen zu verändern. Es entstehen neue Arten: Menschen verwachsen mit Pflanzen, bilden Symbiosen, die in alten Mythologien vorweggenommen wurde: Einige Geschichten erzählen von der Verwandlung in Pflanzen, wie die der Nymphe Lotis und der Heliaden-Schwestern in den Metamorphosen Ovids. Im Jahr 3031 wird in Archiv-Laboren das Wachstum von Amberbäumen, Pappelbäumen und Lotusblumen untersucht, da ein näherer mythologischer Zusammenhang der Mutationen der Phyto durch den Asteroiden (429) Lotis vermutet wird.
Das Sci-Fi Narrativ im Jahr 3031 erzählt die Geschichte einer Katastrophe und ihrer fantastisch scheinenden Wendung, während die reale Installation im Jahr 2020 eine Gegenwart am Rande der Klima-Katastrophe und Covid19 zeigt. Eine Verbindung des narrativen und realen Raums eröffnet sich im rot gefärbten Himmel: In beiden Szenarien, 3031 und 2020, färbt sich der Himmel rot: Einmal durch den Einschlag eines Asteroiden als Narrativ, einmal durch Waldbrände ausgelöst, welche auf Bildschirmen im Raum gezeigt werden. Dazwischen wachsen drei Samen im Schutze ihrer Vorfahren, in phytologischem Wachstumsgel und unter speziellem Grow Light. In dem träumenden Zustand der Samen (Coccia), der zwischen aktiv und passiv, zwischen Archiv und Experiment, zwischen Virtualität (Esposito) und Physikalität pendelt, wirken Realitäten und Möglichkeiten ineinander.
Neben der Ausstellung in der Galerie für Gegenwartskunst im E-Werk e.V. werden auf dieser Website weitere Forschungszusammenhänge vermittelt. Auch hier entstehen neue Symbiosen: In einem zyklischen Rhythmus wird das Wachstum eines »Phytofötus« (die Geburt der Pflanze aus dem Samen) auf eine Gaming Plattform gestreamt.